Hast Du schon einmal Nichts getan und festgestellt, wie klar Du danach denken konntest, wie deutlich Dir auf einmal zuvor komplizierte Sachverhalte wurden oder wie einfach Du plötzlich auf Lösungen kamst, über die Du vorher lange und angestrengt grübeln musstest?
Dann hast Du Bekanntschaft mit der positiven Wirkung einer richtig guten Auszeit gemacht; einer Pause. Einer Pause vom Alltag, von Aufgaben, die Dich regelmäßig fordern, von Abwägungen, Entscheidungen, von laufend neuen Informationen, ständigem Leistungsdruck, einer Vielzahl von Anforderungen, die Du zu managen hast, von Sorgen oder Ängsten.
Falsche Glaubenssätze
Das Problem dabei ist, dass gerade Menschen, die diese Aufzählung gut nachvollziehen können, Pausen tendenziell für ineffizient halten und daher eher vermeiden. Sie sind meist zielstrebig, fleißig, ambitioniert, vielseitig interessiert und lassen ihren Alltag nie vergehen, ohne ihn voll zu packen und durchzuplanen mit mehr oder minder wichtigen Tätigkeiten.
Und das ist im großen und ganzen auch gut so, denn Pausen oder Auszeiten sind dann am effektivsten, wenn ihnen Anstrengung vorweg gegangen ist. Ein Prinzip, das man aus vielen Bereichen kennt, z. B. dem Leistungssport. Auch unser Gehirn „wächst“ wie ein Muskel durch den Wechsel von Anspannung und Entspannung am besten. Sogar gelegentliche Überforderung schadet nicht, sofern sie nicht zum Dauerstress ausartet, denn sie versetzt uns in die Lage unsere Grenzen zu verschieben und besser zu werden.
Somit: Nicht gemeint ist etwa ein Leben in der Komfortzone, auch nicht permanentes La Dolce Vita, sondern gezielt eingesetzte Pausen, die unter bestimmten Voraussetzungen, wertvolle Effekte zur Folge haben.
Falls Du somit auch denkst, dass Pausen pure Zeitverwendung sind, dann sitzt Du entweder einem Glaubenssatz auf oder Du hast Dich bisher noch nie mit den tatsächlichen Vorgängen in Deiner zentralen Steuerungseinheit, dem Hirn, auseinander gesetzt – wie auch, wenn Du ständig anderweitig beschäftigt bist 😉
Das sagt die Hirnforschung dazu
Neurowissenschaftliche Untersuchungen belegen eine interessante Funktionsweise unseres Gehirns: Langweiligen wir uns, tun wir allerhöchstens äußerlich nicht viel. Unser Gehirn ist äußerst aktiv.
Wenn wir etwas Neues Lernen, dann nutzt das Gehirn Pausen, um die neuen Informationen zu wiederholen, und zwar in 20-facher Geschwindigkeit. Es zeigt in Untersuchungen mittels Magnetoenzephalografie (MEG) dieselben Aktivitätsmuster wie während einer Übung, nur in einer vielfach höheren Geschwindigkeit. Quelle: Cell Reports
Außerdem: Wenn wir ruhen, sind insbesondere die Regionen beteiligt, die auch für die Entstehung von Kreativität verantwortlich sind. Unser Hirn kann nicht Nichts tun. Tipp: TED Talk von Manoush Zomorodi
Jedoch gibt es auch Faktoren, wie unsere Laune oder unser Aktivierungszustand, die diesen Zusammenhang schmälern können. Sind wir wütend oder glücklich, ist Kreativität wahrscheinlicher, als wenn wir traurig oder einfach nur entspannt sind.
Grundvoraussetzung für Kreativität ist zudem wie gesagt ein gewisses Maß an Wissen sowie Fähigkeiten. Noch besser ist, wenn wir uns nicht nur in Routinen und bekannten Mustern bewegen, sondern unterschiedlichen Situationen mit andersartigen Eindrücken aussetzen – wenngleich Routinen auch wichtig sind, um gute Gewohnheiten aufzubauen und einen anstrengenden Alltag dauerhaft zu bewältigen.
"In der Pause übt das Gehirn im Schnelldurchlauf."
– Esther Megbel auf spektrum.de
Führt man sich vor Augen, dass nach aktuellem Stand nur rund 2% unserer Hirnaktivitäten dem bewussten Denken zuzuschreiben sind, dann wird deutlich, dass das weitaus größere Unterbewusstsein viel mehr Informationen verarbeiten kann, sich Ideen dort bilden und dann erst als Gedanke in unser Bewusstsein gelangen.
Um da „ranzukommen“ sind Pausen essenziell. Idealerweise in Verbindung mit Bewegung oder einem Ortswechsel.
Der Eine hat einen kreativen Aha-Moment während er oder sie sich beim Laufen verausgabt, der Andere beim Malen, weil er sich auf Nichts anderes konzentrieren kann als auf die Atmung bzw. die Farbe. Achtung: Auf Social Media oder beim Podcast-Hören wirst Du den Effekt eher nicht haben, weil Dein Kopf dann mit Denken beschäftigt ist.
Wie können wir das in unserem Alltag anwenden?
Fördere Kreativität und herausragende Leistungen. Mach’ eine Pause.
1. Kognitive Ruhe: Leider ist es heute vor allem die technische Informationsflut, die uns um die vielen Möglichkeiten beraubt, kreativ zu sein, weil wir nicht in den mentalen Ruhezustand, gar die Langeweile, kommen, den bzw. die es aber für Kreativität braucht. Verzichte also gelegentlich bewusst auf digitale Medien, zum einen um Dich nicht unnötigerweise zu beschäftigen und abzulenken, zum anderen um Deine Gedanken mal um Themen kreisen zu lassen, statt sie schnell zu ergoogeln und sich die Antwort auf dem symbolischen Silbertablett präsentieren zu lassen; vielleicht auch Tagträumerei zuzulassen!
2. Erst die Arbeit, dann die Langweile: Legst Du es auf den kreativen Schaffensprozess an, dann vergiss‘ Techniken wie Brainstorming & Co., vor allem in einer spontanen Form, die Kreativität auf Knopfdruck erzeugen soll und eher oberflächliche Ergebnisse zu Tage fördert. Arbeitest Du in einem Team, dessen Kreativität du fördern willst, dann gib‘ den Personen Zeit sich mit einem Sachverhalt auseinanderzusetzen, über ihn nachzudenken, ihn zur Seite zu legen und wieder aufzugreifen, und bringe dann erst alle an einen Tisch, um sich über die besten Ideen auszutauschen und sie weiterzuentwickeln.
3. Bringe Dich an einen anderen Ort: Wechsele die Perspektive und unterbrich‘ bekannte Muster, um neue Gedanken und Sichtweisen zuzulassen. Nutze diese Auszeiten bewusst. Lenke Dich nicht wieder einmal mehr ab, sondern sei im hier und jetzt des jeweiligen Moments. Hast Du spontane Ideen und kribbelt es Dir in den Fingern, tätig zu werden: Notiere sie. Das können Worte, Sätze oder Zeichnungen sein, egal was. Du kannst aus allem etwas Wunderbares machen. Später.
Re wie Retreat
Es kommt also nicht nur darauf an, ob man sich Auszeiten nimmt, sondern wie.
Unsere Apartments bieten Dir die Möglichkeit Dich zurückzuziehen. Sie befinden sich abseits von exponierten Lagen, es gibt keinen sicht- oder hörbaren Hotelbetrieb, Wartezeiten oder Bürokratie (das erledigen wir vorher). Du findest natürliche Materialien, Bezüge zur Region und alles was es für den Alltag braucht, vor; sie sind integriert in eine authentische Umgebung, eine echte Nachbarschaft und lassen durch bewusstes Weglassen von unnötigen Dingen, Raum zur Inspiration.
Das Ziel: Anreisen um anzukommen.
Übrigens
Auch reoh ist in einer Pause entstanden, und zwar im Urlaub. Als Kognitionswissenschaftlerin, ehemalige Freiberuflerin und Unternehmerin ist tägliche Leistungsbereitschaft und -fähigkeit für mich normal. Urlaub kenne ich eigentlich kaum. Natürlich habe ich Lebensbereiche, die ausschließlich dem Privatleben gewidmet sind. Dennoch sind Arbeit und Freizeit eng mit einander verwoben.
Während einer zweiwöchigen, mehr oder weniger zwangsverabreichten Auszeit, auf die ich mich aber schließlich voll und ganz eingelassen habe, ist es dann passiert. Nach inzwischen über 12 Jahren, die ich in der IT- und Digital-Branche verbracht hatte, war es Zeit für eine neue Ausrichtung, einen Tapetenwechsel, ein neues Thema. Plötzlich lagen Gartenarbeit und Gesellschaftsrecht näher beieinander als ich es vor hatte, und vor allem als mir vorher bewusst war. Und heute gestalte ich Räume, die zu mehr als einer Übernachtung einladen und die das Gastgeben in die Zukunft führen.
Was auch immer Dich täglich verfolgt, nimm‘ Dir strategische Auszeiten. Sie können Wunder bewirken und Dich zu Antworten inspirieren, die sonst verborgen bleiben.
Autorin:
Ludmila Braun
Geschäftsführerin von reoh houses
Kategorie: Gäste